akLogo  ak - analyse & kritik, Zeitung für linke Debatte und Praxis, Zeitung für linke Debatte und Praxis / Nr. 389 / 04.04.1996

Jenseits von Böhse Onkelz und Screwdriver: Darkwave

Über (neo-)faschistische Tendenzen in der Independent-Musik

Beim Stichwort "neofaschistischische Tendenzen in der Popmusik" denken vermutlich die meisten an Naziskin-Bands mit einer schon äußerlich als rechts zu erkennenden Anhängerschaft. Weitgehend unbemerkt von der linken Öffentlichkeit hat sich daneben eine "Darkwave"- oder "Gothic"-Szene etabliert. Ideologische Leitfiguren sind u.a. Nietzsche, Jünger und Evola. Bei jungen Neofaschisten wird Darkwave immer beliebter. Auch die "Junge Freiheit" gehört zu den Förderern.

Einen "eigenen Stil und Sprachkodex" habe sich die "Darkwave"- oder "Gothic" (1)-Scene geschaffen, schreibt einer, der es wissen muß, in der deutschen Ausgabe des "Rolling Stone". (2) Der Autor Ecki Stieg ist Moderator der Sendung "Grenzwellen" beim niedersächsischen Privatsender ffn, wo er jeden Sonntag Töne aus den Bereichen Electronic-Music, Industrial, Ambient-Dub, intelligent Techno, Darkwave und anderen Sparten der früher einfach "Independent" genannten Musikszene präsentiert, die zwischen den Werbeblöcken sonst keinen Platz findet. Ästhetisch ungewöhnliche Musik mit Avantgarde-Anspruch wird eben noch immer als Randgruppenphänomen betrachtet, obwohl die verschiedenen Spielarten längst über ihre eigenen Labels, Vertriebe und Zeitschriften verfügen. Besonders letztere haben dabei inzwischen den Status von Fanzines hinter sich gelassen und erscheinen wie das Darkwave/Gothic-Magazin "Zillo" in farbiger Hochglanzaufmachung.

Der arme, altlinke 68er schüttelt ob solch organisierter Verwirrung irritiert den Kopf. Er ist bei den Rolling Stones, der ewigen Kiffermusik der Grateful Dead oder beim Grunge-Großvater Neil Young stehengeblieben - oder, wenn er besonders pc ist, auch bei Ton, Steine, Scherben. Aber deshalb gibt es ja die berufsmäßigen Erklärer wie Ecki Stieg. So weiß er zum Bereich Darkwave: "Vor allen Dingen ist das Mittelalter ein beliebtes Sujet ... Eine Mischung aus Realitätsflucht, das Liebäugeln mit modischen Accessoires dieser Zeit sowie immer wiederkehrende Themen wie die Endzeitstimmung des Mittelalters ... sind bezeichnend für den Stil vieler Bands." Stieg ergänzt diese Beobachtung: "Die beherrschenden Themen sind Esoterik, Umweltzerstörung, aber auch exotische Religionen und ,bewußtseinserweiternde` Kulte. Die Parallelen zur Hippie-Generation der 60er Jahre sind unübersehbar; in dieses Bild paßt auch die lammfromme Gewaltfreiheit der ,schwarzen Szene`."

So genau scheint der Experte seine Szene wohl doch nicht zu kennen. Ein Beispiel gefällig? Im Titelsong der CD "Kshatriya" der italienischen Band "Ain Soph" heißt es: "Die Treue ist stärker als Feuer/Sich erheben, auferstehen/Eine Form und eine Ordnung schaffen/Aufrecht durch die Ruinen/Den schwersten Weg auswählen/Unseren Mut in Metall gießen/Endlich wiedergeboren durch das Blut/Stark durch unsere Ehre/Kshatriya". Kshatriya ist der Priesterkrieger, der seit Julius Evola als Vorbild für die Leitfigur des "politischen Soldaten" der Nationalrevolutionäre dient. (3) Auf Evolas Buch "Menschen inmitten von Ruinen", seit der Erstveröffentlichung 1953 ein Leitfaden zuerst für die italienischen Nationalrevolutionäre, später auch für deren Gesinnungsgenossen in ganz Europa, bezieht sich offenbar die Textzeile "Aufrecht durch die Ruinen".

Evola ist auch auf der CD "Aurora" der gleichen Gruppe abgebildet, während auf dem Cover das Bild eines antiken nackten Kriegers, gestaltet durch den Nazi-Bildhauer Arno Breker, prangt. Einer der Musiker nennt sich von Sebottendorf wie der esoterische Aktivist der Münchener Thule-Gesellschaft. Um das Maß der eindeutigen Bezüge voll zu machen, ist auf der Rückseite des Booklets zur CD ein Gedicht des Franzosen Pierre Drieu La Rochelle aus seinem 1917 erschienenen Lyrikband "Interrogation" abgedruckt. Drieu brachte mit diesem Buch und dem 1920 erschienenen Folgeband "Fond de cantine" die Gefühle der Frontgeneration des Ersten Weltkrieges zum Ausdruck und wurde damit in Frankreich zum Kultautor, vergleichbar nur mit Ernst Jünger in Deutschland. Der Krieg ist bei Drieu die Initiation des Mannes in das Leben. (4) Drieus Dauerthema war die Virilität. Der Mann hatte sich als Mann zu beweisen: als Eroberer der Frauen und als Krieger. Nicht die hippiehafte, lammfromme Gewaltlosigkeit, wie Ecki Stieg vermutet, ist das Ideal dieses Teils der "schwarzen Szene", sondern das der gelebten "Mannhaftigkeit".

Dieser ideologische Anspruch muß natürlich auch musikalisch umgesetzt werden. In "Kshatriya" sind es im Titelstück perkussiv gespielte Pianopassagen, die in eine elektronische Lärmorgie überführt werden, die wiederum den im Vordergrund stehenden Text nur untermalt, der im Sprechchor nach Art eines Gebetes oder eines Kampfschwures vorgetragen wird. Andere Stücke entsprechen durchaus der Vorstellungswelt Ecki Stiegs. Die Gegenwart verkörpert die Dekadenz, den Abstieg vom Besseren zum Schlechteren. Das Mittelalter dagegen ist auch ästhetisch ein Ideal. Ganze Passagen sind musikalisch reduziert, verzichten vollständig auf Elektronik und ziehen sich auf die mystische Innerlichkeit gregorianischen Chorgesangs zurück. Der Widerspruch ist nur ein scheinbarer. Die Ergänzung des kshatriya ist bei Evola und dessen spirituellen Vorbildern der brahmane, der der Welt entrückt nur der Transzendenz lebt. Seine spirituelle Verwurzelung wiederum ist unabdingbar für die Existenz des kshatriya.

Musikalisch und ideologisch nutzbar für die Darkwave-Szene in ihren verschiedenen Ausprägungen ist grundsätzlich jedes historische Vorbild, das gegen den philosophischen Materialismus gerichtet ist. So kann die Anlehnung an die Romantik, besonders deutlich bei der britischen Band "Sol Invictus" (5) um Tony Wakeford, durch Form, Instrumentierung und Aussage nicht erstaunen. Akustische Instrumente, auch im Rock eher ungewöhnliche wie Cello und Flöte, werden mit Elektronik gekoppelt. Häufig findet ein Rückgriff auf die Volksliedform statt.

Nietzsche, Jünger und
das Ideal der "Mannhaftigkeit"

Zu den inhaltlichen Selbstverständlichkeiten in diesen Kreisen gehört der Bezug auf Friedrich Nietzsche. So findet sich auf der Rückseite des Booklets der CD "Death of the West" von "Sol Invictus" ein Zitat aus "Also sprach Zarathustra": "Der Staat ist das kälteste aller Monstren. Kaltblütig lügt es auch; und diese Lüge kriecht aus seinem Mund: ,Ich, der Staat, bin das Volk.`" "Also sprach Zarathustra" war von allen Büchern Nietzsches wohl dasjenige, das am stärksten den Kult des Übermenschen propagierte und das fette, selbstzufriedene Bürgertum attackierte und der Verachtung preisgab. "Ich sage euch: man muß noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können. Ich sage euch: ihr habt noch Chaos in euch." (6)

Von Nietzsche bis zur Aussage des Oswald Spengler zitierenden Titelstückes "Death of the West" ist es ein geradliniger Weg. "Sie machen den letzten Film/Sie sagen es ist der beste/Wir alle haben mitgeholfen ihn zu machen/Er heißt Der Untergang des Abendlandes./Die Kids von Fame werden da sein/Coca Cola gratis für euch/Und Eurodisney ist hier/nur für mich und für dich/.../Ein Stern ist am Nordhimmel aufgegangen/Und auf diesem Stern sind wir gekreuzigt worden/Sie winden goldene Ketten um diese Welt/Wir werden von denen regiert, die lügen/Der Untergang des Abendlandes." Kulturkritik paart sich mit dem obligatorischen "neu"rechten Angriff auf die USA und der Gegnerschaft zum Christentum sowie der Anknüpfung an die Väter der Konservativen Revolution.

Die Vorgehensweise von "Ain Soph", "Sol Invictus" und verwandten Bands wird von dem russischen Schriftsteller Eduard Limonov, Theoretiker des Nationalbolschewismus und dessen Verkörperung durch die Praxis, als Forderung für den gesamten Bereich der populären Musik erhoben. Seit dem Jazz sei die Geschichte der gesamten populären Musik eine des ständigen Abstiegs gewesen. Einen ersten Tiefpunkt dabei hätten die Hippies dargestellt. "Zum von der beat generation geerbten Infantilismus gesellte sich der feminine Stil ... Mit ihrer Fransenfrisur junger Mädchen haben die Beatles die gesamte Welt überzogen und drückten damit mit der größtmöglichen Präzision die psychologische Struktur der neuen Generation der europäischen Jugend aus: Ohnmacht, Feminität, Egoismus und zügellose Gefühlsduselei." (7) Pazifismus und sexuelle Promiskuität seien die Folgen gewesen.

Aber nach den Hippies gab es noch einmal Hoffnung: den Punk. "Der Johnny Rotten (Sänger der Sex Pistols, J.C.) dieser Periode war ein hervorragendes Exemplar eines wahrhaft männlichen Jugendlichen, verführerischer als alle Helden der Popmusik von Elvis über den Kastraten Bob Dylan bis zum bisexuellen ,night club`-Stil eines David Bowie." (8) Doch dieser Ausbruch kämpferischer Männlichkeit sei durch die Plattenindustrie schnell wieder integriert worden. Seitdem habe ein Prozeß der Entmaskulinisierung stattgefunden, dessen Höhepunkte Prince und Michael Jackson seien. Diese Entwicklung, so Limonow, sei nur konsequent, da sie den Verlust kämpferischer Männlichkeit in unserer gesamten Epoche widerspiegele.

Ein solches Pamphlet hätte auch von Michael Jenkins Moynihan verfaßt werden können, dem Kopf der Gruppe "Blood Axis", die bereits vor ihrer ersten CD "The Gospel of Inhumanity" durch ihre Beiträge zu dem Sampler "Im Blutfeuer" in der "schwarzen Szene" Kultstatus erlangt hatte. Das Booklet von "Im Blutfeuer" zeigt Moynihan am Grabe des für den faschistischen Okkultismus zentralen Esoterikers und SS-Brigadeführers beim "Ahnenerbe", Karl Maria Willigut, der der Kontaktmann Julius Evolas zur SS war und als "Rasputin Himmlers" bezeichnet wurde (9). Passend dazu die inhaltlichen Bezüge in dem mystisch verrauschten Beitrag der Gruppe unter dem Titel "The Storm Before the Calm. Part One". Eingeblendet werden ein Redeausschnitt des Führers der faschistischen rumänischen Eisernen Garde, Corneliu Zelea Codreanu (10), einem der wenigen Politiker, denen Julius Evola Bewunderung entgegenbrachte, sowie eine Passage aus der Novelle "Auf den Marmorklippen" des ebenfalls von Evola verehrten Ernst Jünger.

Mit Jünger und Codreanu werden zwei Personifizierungen der Virilität verknüpft mit einem Esoteriker, der geisteskrank endete. Die perfekte Ergänzung dazu bietet der zweite Beitrag von "Blood Axis", eine Coverversion des Titels "Walked in Line" von Joy Division, deren Kultstatus für den Bereich des Düster-Rocks durch den Suizid ihres Sängers eher noch gesteigert worden war. "Walked in line" erscheint hier strenger und kälter als im Original, bestimmt durch die Perkussion, die das Stück vorantreibt und ihm den Charakter eines Marsches verleiht. Der Opfergang von Codreanu bis zu seiner Ermordung und der Wandel Jüngers vom soldatischen Nationalismus zum Anarchen, die im folgenden Stück zitiert werden, sind zwei mögliche Resultate dieses Marsches. Codreanu geht den Weg des kshatriya unbeirrt bis zum notwendigen Untergang, Jünger dagegen wandelt sich zum brahmanen und entrückt sich den Wirren einer feindlichen Welt, die dem Untergang immer schneller entgegentrudelt. (11) Wie Evola wählt er die apoliteia, das Handeln durch Nicht-Handeln.

Todessehnsucht

Gerade der Bezug auf Codreanu verdeutlicht, daß der Stil der Subkultur der Darkwave-Szene eine enge Verbindung zu Elementen der faschistischen Ideologie aufweist. Zum einen findet sich hier besonders deutlich die Umformung der Todesakzeptanz in die Todessehnsucht. Armin Mohler berichtet z.B., daß die spezielle Attentätergruppe der "Legion des Erzengels Michael" sich nach ihren Morden nicht in Sicherheit brachte, "sondern (sie) krönten die Exekution mit ihrem eigenen Tod." (12) Die aktuelle Ausprägung findet dies in der Todesverliebtheit der Grufties mit dem heimlichen Feiern von Parties auf Friedhöfen als sichtbarer Ausdruck. Zum anderen findet sich bei der "Eisernen Garde" die Parallele einer symbolgeschwängerten Spiritualität. "Ihre tiefe christliche Gläubigkeit wurde unter anderem darin sichtbar, daß die Kolonnen der Gardisten in der Marschformation großer, lebender Kreuze durch die Städte zogen." (13) Diese Städte galt es für den wahren Glauben zu erobern, denn für die bäuerlich-ländlich geprägte "Eiserne Garde" waren sie feindlicher Boden, den der Unglaube und die Dekadenz regierten. Auch hier wiederum eine Entsprechung zur großstädtischen, romantisierenden Natursehnsucht der Grufties.

Daß die hergestellten Bezüge ebenso wie bei "Ain Soph" oder "Sol Invictus" nicht zufällig sind, sondern der genauen Kenntnis der ästhetischen, historischen und ideologischen Hintergründe entspringen, unterstreicht die Ende 1995 veröffentlichte CD "The Gospel of Inhumanity" von "Blood Axis". Die Ikonographie von Cover und Booklet ist den textlichen und musikalischen Vorgaben angepaßt. Unter der vorherrschenden Farbe Schwarz prägen Kreuze in vielfältiger Form - vom Balkenkreuz über den kreuzförmigen Schwertgriff bis zur neuheidnischen Totenrune -, Kampf, Ruinen, Wahnsinn durch Absinth-Mißbrauch und Tod das Bild. Selbst die Blumen vor Stahlhelmen und Grab machen einen verwelkten Eindruck.

Wenn es jemals angebracht war, von faschistischem Stil zu sprechen, dann hier. Alle Elemente, die Furio Jesi (14) dazu zählt, finden sich vereint. Dies gilt besonders für die von ihm beschriebene Grabessymbolik. Ezra Pound, der US-amerikanische Lyriker von Weltrang, der nach dem II. Weltkrieg von der US-Army wegen seiner Rundfunkpropaganda für die italienischen Faschisten zunächst interniert worden war (15) und dann lange Jahre in einer Nervenheilanstalt in seiner ihm fremden Heimat verbrachte, liefert Stimme und Text, aufgenommen in dieser Anstalt, für das Stück "The Voyage". Die Musik dazu ist Johann Sebastian Bach entliehen. Für ein weiteres Stück wird ein Gedicht von Friedrich Nietzsche genutzt. Eine neue Karriere als Pop-Star startet auf der Produktion auch der Satanist Charles Manson, als Mörder der Schauspielerin Sharon Tate zu Weltruhm gelangt, auf der CD durch die Interpretation eines eigenen Gedichtes. Auch in diesem Fall liefert Bach die musikalische Grundlage.

Für "Blood Axis" ist wie für Evola und Limonow unsere Epoche die der Dekadenz, die vergehender Größe, die zwar noch immer sichtbar ist, deren letztlicher Untergang jedoch voraussehbar ist. Das Genie Pound endet ebenso im Wahnsinn wie Friedrich Nietzsche, Charles Manson lebt seinen persönlichen Wahn konsequent aus, der Absinth-Säufer kommt ihm mit jedem Glas näher. Doch auch dieser Untergang ist nur ein Teil des ewigen Kreislaufes von Werden und Vergehen. Es ist also zwecklos, ihn zu beklagen. Er muß als natürlich akzeptiert werden. Als so natürlich wie der Kampf jeder gegen jeden und natürlich auch der Krieg, der in einer Welt voller Gewöhnlichkeiten und Nichtigkeiten die Gelegenheit bietet, sich zu beweisen und wenigstens kämpfend unterzugehen.

Sozialdarwinismus

In dieser Vorstellungswelt ist für Humanismus tatsächlich kein Platz. Die ihr angepaßte Ideologie ist der Sozialdarwinismus, den Boyd Rice, ein anderer prominenter Vertreter dieser Szene, offensiv propagiert. Rice begann seine Karriere als Avantgarde-Musiker, der versuchte, die formalen Beschränkungen der Musik zu durchbrechen. Der Zuhörende sollte nicht länger nur rezipieren, sondern selbst aktiv in den Prozeß der Produktion eingreifen können. So trug seine Platte "Pagan Music" ausdrücklich den Vermerk "playable at any speed". Zusätzlich waren neben dem Mittelloch noch weitere Löcher in die Platte gebohrt worden, um ein diszentrisches Abspielen zu ermöglichen. Es lag also am Hörenden selbst, wie er die Musik hören und verstehen wollte. Dieser Verzicht auf Vorgaben und Botschaften von Boyd Rice in seiner frühen Phase setzte sich auch bei den Live-Auftritten fort, die als gewaltige Lärmorgien lediglich dazu gedacht schienen, die Belastbarkeit der Hörerinnen und Hörer auszutesten.

Seit der Veröffentlichung der CD "In the Shadow of the Sword" im Jahr 1989 wurde das formale Experiment, das ihn in Avantgarde-Kreisen bekannt gemacht hatte, durch die konkrete, textliche Botschaft ersetzt. Auf der Platte selbst findet sich neben der in diesen Kreisen fast schon obligatorischen Rune auch die theosophische Schlange, die sich selbst in den Schwanz beißt. Als Text eines der Songs dieser CD dient ein Gedicht des Psychologen Carl G. Jung, wiederum eine bezeichnende Wahl, wenn dessen Unterstützung für den Nazifaschismus und sein Kultstatus in der New-Age-Szene bekannt sind. (16) "In the Shadow of the Sword" beginnt mit dem monoton stampfenden, einhämmernden Stück "Total War", das die anfängliche Frage "Wollt Ihr den totalen Krieg?" am Schluß mit einem eindeutigen "Ja" beantwortet und fordert, "das Tier im Mann wieder frei(zu)lassen". Als musikalischer Kontrast und textliche Ergänzung folgt das Stück "Eternal Ice", das mit nur lieblich zu nennender Frauenstimme zur Melodie von "Stille Nacht, heilige Nacht" statt dessen "Silent war, holy war" intoniert und wiederholt beschwört: "Es gibt keine Geburt ohne Tod".

Als Glaubensbekenntnis von Boyd Rice kann schließlich sein Stück "A World on Fire" gelten. "Ich habe einen Traum", heißt es dort. "In meinem Traum sehe ich eine Welt befreit von der Last der Falschheit. Ich sehe eine Welt wiedergeboren in Perfektion. Ich sehe die Herrschaft der Reinheit. Und wie kann dieser Traum wahr werden?" Rice weiß die Antwort: Großes und schreckliches Leiden sowie Zerstörung seien notwendig, die Wiederkehr der Kämpfe um Land, Nahrung und Wasser, eine Rückkehr zur Barbarei. In seinem Traum sieht er die Plätze der Städte erhellt durch die brennenden Leichname gekreuzigter Christen.

Seit "In the Shadow of the Sword" nennt Boyd Rice seine Musik "Gothic March Music". Die hinter ihr stehende Ideologie ist eine Mischung aus Sozialdarwinismus und Feindschaft gegen das Christentum. In einem Interview faßte er seine Anschauung in der griffigen Formel "Die Starken beherrschen die Schwachen, und die Klugen beherrschen die Starken" zusammen. (17) Das Christentum als Feindbild dagegen ist schuldig an allen gegenwärtigen Übeln, da seine Normen (Zehn Gebote, Bergpredigt) die natürlichen Instinkte des Menschen zerstören. Die Verpflichtung zur Feindesliebe verhindert letztlich, daß die notwendigen Kämpfe ausgetragen werden, um die Überbevölkerung zu beenden. Diese Überbevölkerung wiederum ist schuld an der Umweltzerstörung usw. Bis zur jüngsten Veröffentlichung "Hatesville" durchzieht diese Botschaft seine Stücke wie ein roter Faden. Die "schwarze Szene" registriert diese Zusammenhänge sehr wohl - und geht zur Tagesordnung über. So kommentiert der einschlägige Plattenversand "HD-Mailorder" die Neuerscheinung "Hatesville" in seinem Dezemberkatalog mit dem süffisanten Satz: "Unsere Frage: was ist ,political correctness`".

Die schwarze Szene
hält zusammen

In diesem Bereich der schwarzen Szene kennt man sich und arbeitet zusammen. Die etablierteren Künstler helfen den Newcomern. Es sind immer wieder die gleichen Namen, auf die wir stoßen. So wurde "In the Shadow of the Sword" gemeinsam mit dem uns schon bekannten Michael Moynihan aufgenommen sowie mit Douglas Pearce und Tony Wakeford, beide lange Zeit Köpfe von "Death in June" (18), der wohl bekanntesten Band dieses Spektrums. "Death in June", zeitweise zum Duo geschrumpft, trägt die von Limonow geforderte Virilität auf die Bühne. Kampfanzüge und Masken sind unverzichtbarer Bestandteil des Outfits, eine Landsknechtstrommel ist das dominierende Instrument. Der Bandname "Death in June" stammt von der "Nacht der langen Messer" im Juni 1934 gegen die Führung der SA und konservative Oppositionelle des NS-Staates. So erstaunt es kaum noch, daß auf der LP "Brown Book" das "Horst-Wessel-Lied", die Hymne der SA, a capella erschallt. Allerdings handelt es sich in diesem Fall nicht um einen Marsch, gedacht zur Einschüchterung der Gegner, sondern um einen Sakralgesang, der den Verlust der gefallenen Kameraden betrauert.

Selbstverständlich weisen "Death in June" jeden Faschismusvorwurf weit zurück, bieten z.T. sogar an, in besetzten Häusern zu spielen. Patrick O'Kill, Gründungsmitglied der Gruppe und heute Chef der musikalisch vergleichbaren "Sixth Comm" ("Sechstes Gebot"), verwies in einem Interview (19) darauf, daß alle Mitglieder von "Death in June" ursprünglich in linken oder antifaschistischen Organisationen tätig gewesen seien. Für sich selbst hatte er aber vorher bereits zugegeben, in einer paramilitärischen Jugendorganisation aktiv gewesen zu sein. Es wird wohl sein Geheimnis bleiben, wie sein angeblich linkes Bewußtsein damit in Einklang zu bringen ist, daß er sich in einer "schöpferischen Krise" in Bodyguard- und Überwachungstechniken sowie im Guerilla- und Antiguerillakampf ausbilden ließ und danach zeitweise auf Seiten der Mujahedin in Afghanistan und als Söldner in Nordafrika kämpfte.

Seinen Erklärungen im Interview zeigen auch die Hilflosigkeit einer Jugendkultur, die mit Faschismus konfrontiert ist, der nicht dem Bild ihres Schulwissens entspricht. So kann O'Kill sich offen äußern, ohne daß er befürchten muß, wegen seiner Ansichten in der Zielgruppe ein negatives Image zu erhalten. Ein Beispiel aus diesem Interview: "Ich glaube, daß die Leute solche Tracks mißverstanden haben wie Tonys (Wakeford, J.C.) ,We drive East`, der nur eine Parodie eines deutschen Marschliedes aus dem Zweiten Weltkrieg war. Was ist falsch daran, ,die bolschewistische Bestie zu zerschlagen`? Ich bin sicher, daß die Millionen, die in den Arbeitslagern des Ostblocks gelitten haben, von einer solchen Befreiung von ihrer Unterjochung geträumt haben. Zuletzt ist das auf dem richtigsten Weg, durch das eigene Volk, erreicht worden. Von der bolschewistischen zur kapitalistischen Bestie vielleicht ..." Selbstverständlich hat das nichts mit Faschismus zu tun, oder? Es ist nur die Parodie eines Wehrmachtsmarsches.

Bei "Death in June" und den zahlreichen Gruppen, die aus Abspaltungen entstanden sind oder im Orbit dieser Band kreisen (z.B. "Sol Invictus", "Current 93", "Sixth Comm", "Strength through Joy" (20) etc.), ist es in keinem Fall eine ausformulierte Ideologie, die wirksam wird. Entscheidend ist vielmehr in jedem Fall das Transportmittel der Ideologie: der Stil. Verbindendes Element für diejenigen zahlreichen Kids der Gothic-Szene, die mit Faschismus nichts am Hut haben und gerade Skins oft als ihre ausgemachten Feinde erlebt haben, steht als verbindendes Element immer wieder der Bereich der Esoterik und des Okkultismus zur Verfügung. So erzählt Patrick O'Kill ganz selbstverständlich von der schamanistischen Orientierung seiner Frau Amodali, ihren Experimenten mit Runenmagie und den Kontakten zur satanistischen Thelema-Sekte. Bei all dem handelt es sich um allgemein akzeptierte Erscheinungen in der Gothic-Szene.

An dieser Stelle wird auch deutlich, daß Ecki Stiegs Vergleich mit den Hippies auch in bezug auf die Esoterik hinkt. War deren Anrufung des Zeitalters des Wassermanns dazu gedacht, sich die Welt gut, sauber und hell zu lügen, als Rettung von allem Übel die allumfassende Liebe zu propagieren und alle Formen der weltlichen Herrschaft abzulehnen, so akzeptiert das Denken der "Grufties" nicht nur, daß die Welt kaputt, schlecht und verdorben ist, sondern begrüßt dies sogar als notwendigen Schritt, damit es einmal wieder besser werden kann. Nur das Akzeptieren und Ausleben auch der dunklen Seiten des Menschen bringe diesen voran auf dem Weg der Selbsterkenntnis und -vervollkommnung. Die dabei bevorzugten satanistischen und heidnischen Kulte sind durchweg anti-egalitär und basieren auf dem Führerprinzip. Der Sozialdarwinismus eines Boyd Rice wird zwar selten so explizit geäußert wie von ihm selbst, findet sich aber durchgängig im Denken der Szene verankert. Eine Gleichsetzung mit dem "No future" der Punks wäre völlig falsch. Im Gegensatz zu diesen sehen sich die Grufties als Elite. "Nur scheiße drauf zu sein genügt nicht", zitiert der "Stern" in einem Report über Jugendkulturen (21) ein Hamburger Gruftie. Diese weiter: "Grufties haben Stolz."

Resonanz bei
jungen Neofaschisten

So kann es nicht ausbleiben, daß diese Szene auch Resonanz in der Subkultur jugendlicher Neofaschisten außerhalb der Wahlparteien und des Spektrums der Militanten findet. So gehört zu den von der Band gegrüßten Personen auf der CD von "Blood Axis" neben Peter Steele, dem Kopf, Sänger und Bassisten der sexistischen und rassistischen US-Band "Typo O-Negative", eine gewisse Gerlinde Gronow. Diese gehört zum Umfeld der "Jungen Freiheit", taucht dort zwar seit geraumer Zeit nicht mehr als Autorin auf, dürfte sich aber hinter dem Pseudonym "Gerhard Prinz" verbergen. Hauptarbeitsgebiet von "Gerhard Prinz" bei der "Jungen Freiheit": die letzte Seite der Zeitung mit Berichten über Musik und Events aus dem Darkwave-Bereich in Zusammenhang mit Esoterik und faschistischem Gedankengut. Dabei fällt auf, daß zahlreiche Exponenten der Szene sich nicht auf den musikalischen Ausdruck beschränken. So gab Michael Moynihan einige Zeit das Magazin "Fifth Path" heraus, das Gerlinde Gronow als "Ausdruck einer neuen Rechten" bezeichnet.

Auch Gerlinde Gronow selbst hat zeitweise eine eigene Zeitschrift, "Scharlach" genannt, publiziert, die die oben geschilderten Bands und deren Positionen zu popularisieren suchte. Der Anspruch der selbsternannten "89er", eine geistige Elite zu sein, ein Anspruch, den ähnlich auch die Grufties haben, wird von Gronow offensiv vertreten: "Die meisten Kapitalisten sind nicht stark im eigentlichen Sinne - sie herrschen, weil die Massen dumm und schwach sind, und nicht, weil sie als Beherrscher irgendeine besondere Stärke besäßen. Das gegenwärtige System basiert nicht auf der Vorstellung von einer Elite, sondern auf der Verflachung kultureller Werte." (22) Auch sie bezieht sich explizit auf Julius Evola, Friedrich Nietzsche und Ernst Jünger. Den Satanisten Aleister Crowley lehnt sie ausschließlich deshalb ab, weil er auf den Show-Effekt ausgewesen sei. Schließlich stimmt sie auch der Hitler-Esoterikerin Savitri Devi (23) zu: "Savitri Devi war Hinduistin. In deren Mythologie hieß es, daß ein Weltenzerstörer kommen wird, dessen Aufgabe es ist, diese schlechte Welt oder den schlechten Zustand der Welt zu beenden. Der Weltenzerstörer war die Inkarnation eines höheren Gottes ... Zumindest glaubt Devi, daß, wenn Hitler es nicht geschafft hat, noch Einer kommen wird." (24)

Heftig widersprochen wird Gronow in ihrer Einschätzung von Gruppen wie "Sol Invictus" und "Blood Axis" in einem Leserbrief an die "Junge Freiheit" (25) ausgerechnet von Willi Stasch, dem Inhaber des in Moers ansässigen Labels "Cthulhu Records", der "Blood Axis" und verwandte Gruppen veröffentlicht und jede Verbindung der Bands mit rechtem Gedankengut zurückweist. Ähnlich unwissend gibt sich der Vertrieb "Discordia" (Willich), der in relativ kurzer Zeit von drei auf dreizehn Beschäftigte anwuchs. Ein Zeichen dafür, daß das Geschäft mit dem Weltuntergang floriert.

Verständnisvoll verhält sich auch Rainer Ettler, Herausgeber des Darkwave-Fanzines "Zillo", gegenüber einem seiner Rezensenten, dem Bonner Peter Boßdorf, einem Alt-Aktivisten der neofaschistischen Szene. Boßdorf ist seit Jahren für die "Junge Freiheit" tätig, zunächst als Redakteur für den Bereich Wirtschaft, später vollzog er den Wechsel aus dem platt materiellen in den kulturellen Bereich. Im Abstand von einigen Wochen stellt er in dem nationalliberalen Blättchen unter der Überschrift "Neue Geräusche des Jahres" Platten der Popmusik vor, besonders häufig und liebevoll die aus dem Darkwave-Bereich. "Zillo" bedankte sich außerdem für redaktionelle Werbung für das Blatt in der "Jungen Freiheit" (4/96) mit dem Abdruck einer Anzeige in seiner Februar-Ausgabe. Die "Junge Freiheit", die früher "eine konservative Revolution" sein wollte, warb jetzt, dem Publikum angemessen, damit, "romantisch, anders, frei" zu sein. Da platzte Teilen der Szene der Kragen. Mehr als dreißig Labels verlangten, Blattmacher Ettler solle sich von den rechtsextremen Verbindungen distanzieren. Dieser sieht dafür allerdings keinerlei Anlaß. (26)

Eigentlich kann ich ihm dabei nur zustimmen. Schließlich bestehen diese Zusammenhänge ja tatsächlich. Warum also etwas leugnen, was tatsächlich vorhanden ist? Nicht alle verhalten sich allerdings derart offen wie der den Traditionen des musikalischen Futurismus (27) verpflichtete Franzose Jean-Marc Vivenza, der bei einem Happening am 3. Mai 1990 in Paris an einer öffentlichen Zerstörung der Deklaration der Menschenrechte und von Werken Andy Warhols beteiligt war.

Vivenza bezieht sich zwar ganz und gar nicht auf das Mittelalter, sondern im Gegenteil auf die Moderne, ihre Geschwindigkeit und Industrialisierung, kommt aber ideologisch wie seine futuristischen Vorbilder zu den gleichen Schlußfolgerungen. Seine Musik nennt er auf gut französisch "Bruitismus" (28). Bruitismus könnte als eine Mischung aus Ambient und Industrial bezeichnet werden. Für die unwissenden Alt-68er unter den LeserInnen: Ambient ist in den (häufigeren) schlechten Momenten diejenige New-Age-Musik, die der Psychotherapeut zur Unterstützung seiner Anweisung "Nun stellen wir uns mal eine grüne Wiese vor" benutzt, in den guten dagegen entstehen Werke wie Brian Eno's "Music for Airports". Jede Person, die einmal in der Werkhalle eines Industriebetriebes gearbeitet hat, weiß, daß die Maschinen dort eine sehr intensive Musik spielen können. In Deutschland griffen dies zuerst "Die Krupps" mit ihrer Stahlwerksymphonie auf. Auch für den Industrial können durchaus die musikalischen Experimente des Futurismus als Vorbild gelten.

Diesen propagiert Vivenza denn auch unentwegt in seiner Zeitschrift "Volonté futuriste", wobei der "Wille" ein futuristisches Schlüsselwort ist, und als Referent bei den diversen "neu"rechten Gruppierungen wie den "Synergies Européennes". Dafür, daß sein Wirken auch in Deutschland nicht völlig unbemerkt bleibt, sorgt wiederum der Willicher Vertrieb "Discordia", der auch diese ideologischen Mißklänge zu schätzen weiß. Für Zwietracht/Discordia hat er damit unter den Musikfans bisher noch nicht gesorgt. Aktionen, wie die gegen die Naziskin-Bands vor einigen Jahren, sind ausgeblieben. Die CDs sind in fast jedem größeren Plattenladen mit Independent-Abteilung ohne Schwierigkeiten zu erhalten. Die deutsche, nationale Borniertheit führt wieder einmal dazu, daß als faschistisch nur das registriert wird, was dem Nationalsozialismus entspricht. So wird es wohl weiterhin Mißklänge/Discordia im Darkwave-Bereich reichlich geben.

Jean Cremet

Anmerkungen:

1) Der Begriff ist abgeleitet von dem des Gruselromans (engl. Gothic-Thriller) in der Tradition von Frankenstein etc., der in der Regel im Mittelalter spielt. Die Figur des Dr. Frankenstein kann dabei als programmatisch gelten. Die Entwicklung der modernen Technik setzt Dämonen frei, die das Gute zerstören, auch wenn sie in guter Absicht geschaffen worden sind.

2) Nr.2/96, S.33, dort auch die folgenden Zitate.

3) Die wohl umfassendste Darstellung dieses Leitbildes von nationalrevolutionärer Seite findet sich bei Derek Holland, The Political Soldier: A Statement; Croyden 1984. Die britischen Nationalrevolutionäre wurden neben den italienischen am deutlichsten durch Evola beeinflußt. Ursache dafür war die Flucht einiger italienischer neofaschistischer Terroristen nach Großbritannien, wo sie in engem Kontakt mit Kadern der National Front standen und deren Ideologie allmählich veränderten. Vgl. Searchlight, From Ballots to Bombs; London 1989

4) Zu den beiden Gedichtbänden und zur Rezeption Drieus durch die Zeitgenossen vgl. Margarete Zimmermann, Die Literatur des französischen Faschismus. Untersuchungen zum Werk Pierre Drieu la Rochelles 1917 - 1942; München 1979

5) Auch diese Namensgebung ist wiederum ein deutlicher Bezug auf Julius Evola, für den dieser Begriff zentral sowohl in seinen spirituellen Auffassungen als auch in seinem Gesellschaftsbild war. "Man verlangte deshalb vom König, daß er die symbolische und sonnenhafte Eigenschaft des invictus - Unbesiegten - sol invictus (unbesiegte Sonne) - und damit den Zustand seiner Zentralität (Mittelpunktshaftigkeit) aufrechterhalte, was dem fernöstlichen Gedanken der 'Unveränderlichkeit der Mitte' entspricht." (Julius Evola, Revolte gegen die moderne Welt; Vilsbiburg 1993, S.39). Das Bild des sol invictus entstammt der Wintersonnenwende. Die Nacht hat den Höhepunkt ihrer Ausdehnung erreicht, die Kraft der Sonne scheint besiegt, setzt sich jedoch langsam wieder durch, um letztlich über Dunkelheit und Kälte zu triumphieren.

6) Friedrich Nietzsche, Also sprach Zarathustra, S.15

7) Edward Limonow: Le grand hospice occidental; Paris: Les Belles Lettres 1993, S.198

8) ebd., S.200

9) Zur schillernden Person Williguts siehe die Schrift des Ariosophen Rudolf J. Mund, Der Rasputin Himmlers; Wien: Volkstum-Verlag 1982, wo auch ausführlich dessen Beziehungen zu Evola geschildert werden (S.275 - 289). Ein eigenes Kapitel wird dem "Privatmagier Himmlers" auch in dem Standardwerk von Nicholas Goodrick-Clarke, The Occult Roots of Nazism. Secret Aryan Cults and their Influence on Nazi Ideology; New York: New York University Press 1992, S.177 - 191, gewidmet.

10) Die im deutschen Neofaschismus kaum beachtete "Eiserne Garde" oder "Legion des Erzengels Michael" hat auf die neofaschistischen Bewegungen anderer europäischer Länder, besonders bei deren nationalrevolutionären Fraktionen erheblichen Einfluß ausgeübt. Besonders ausgeprägt war hier neben der Anti-Bürgerlichkeit die Forderung und Praktizierung einer engen Verknüpfung von Politik und Spiritualität. So gehörten bei dieser Gruppe Gottesdienst und politische Versammlung stets untrennbar zusammen.

11) Dafür beispielhaft sein Essay "Der Waldgang" (Sämtliche Werke Bd.7, Stuttgart 1980, S.281 - 374), der besonders deutlich die Veränderungen gegenüber der Periode von "Der Kampf als inneres Erlebnis" markiert. Findet bei der traditionellen Rechten der Jünger des soldatischen Nationalismus besondere Anerkennung, so ist es bei der Nouvelle Droite gerade dieser Essay, der prägend wirkt. So ist eine "neu"rechte ökofaschistische Zeitschrift nach der französischen Übersetzung des Aufsatzes "Le recours aux forêts" benannt worden.

12) Armin Mohler, Der faschistische Stil, S.87; in: ders., Liberalenbeschimpfung. Drei politische Traktate; Essen: Heitz & Höffkes 1992, S.79 - 127

13) ebd.

14) siehe Furio Jesi, Kultur von rechts; Frankfurt/Main: Roter Stern 1984

15) zu dieser literarischen Verknüpfung von Avantgarde und Faschismus vgl. Eva Hesse, Die Achse Avantgarde - Faschismus. Reflexionen über Filippo Tommaso Marinetti und Ezra Pound; Zürich: Arche o.J.

16) vgl. dazu Heinz Gees: Vom Faschismus zum Neuen Denken. C. G. Jungs Theorie im Wandel der Zeit; Lüneburg: zu Klampen 1994

17) zit. nach Sascha Ziehn: Boyd Rice/NON; in: Testcard Nr.1, 1995, S.108 - 116, S.112

18) Ein umfassendes Portrait dieser Gruppe ist der Band von Robert Forbes, Misery and Purity, London: Jara Press

19) siehe Booklet zur Doppel-CD "The little Death" (Celtic Circle Productions/EFA 1995)

20) Das Cover der ersten CD dieser australischen Band "The Force of Truth and Lies" "zieren" auf einem Schwarz-weiß-Photo germanische Maiden in Reih und Glied bei der Ballgymnastik, die Haare züchtig zu Zöpfen geflochten, die schlanken Körper in weißen Gymnastikanzügen, die den Körper durchscheinen lassen.

21) Stern 2/96, S.55

22) zit. nach Franziska Tenner: Ehre, Blut und Mutterschaft. Getarnt unter Nazi-Frauen heute; Berlin: Aufbau 1994, S.218

23) Näheres zu ihrer Person im Materialdienst der evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen 4/91, S.105

24) zit. nach Tenner, aao., S.222. Bezeichnend für die Naivität der Interviewerin Franziska Tenner ist ihre Schlußfolgerung aus dem Gespräch: "Es ist für Nichteingeweihte sicher nicht einfach, zu verstehen, was Gerlinde Gronow genau meint ... Damit umzugehen wird um so schwieriger, weil fast jeder private Hintergrund von ihr fehlt. Wenn sie mir den Zugang zu ihrer Privatsphäre nicht völlig verwehrt hätte, wäre aus dem Gespräch vielleicht mehr abzuleiten gewesen." (S.237) Da sie sich ihr fehlendes Wissen in bezug auf nicht alltägliche Formen des Faschismus nicht eingestehen will, glaubt die Autorin, den Schlüssel in der Privatsphäre finden zu können.

25) Nr.37/95

26) siehe Junge Welt v. 8.2.96

27) vgl. Otto Kolleritsch (Hrsg.), Der musikalische Futurismus; Graz 1976

28) Einen guten Überblick über sein Schaffen bietet die Compilation "Fondements bruitistes" (1995).


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