Neue Produktion von Herrchens Frauchen  | 
    
  
              weitere Rezension von "Rache" 
              „Rache" heißt die neue Produktion des hinlänglich bekannten Kabarett-Duos „Herrchens Frauchen". Seit ihrem Solo „Marika Rökk und ich- eine Zwangsvorstellung" ist Lisa Politt das erste Mal wieder allein auf der Bühne und zieht alle Register kabarettistischen Handwerks. Sie tut das nicht ohne Grund. Ihr Vorhaben in der heutigen Zeit ist aberwitzig und risikoreich, und sie erklärt es gleich am Anfang einem verdutzten männlichen Zuschauer in der ersten Reihe: „Wir Feministinnen haben ja immer gesagt, wenn wir uns Herrschaftsverhältnisse erklären wollen, müssen wir uns nur das Verhältnis zwischen Mann und Frau angucken. Also ich bin jetzt die Unterdrückte, wer sind Sie?!" Auf dieser Ebene wird konsequent und furztrocken den ganzen Abend über eine linke Theorie durchdekliniert, ohne dass es die Mehrheit des Publikums merkt. Wirksam bleibt es dennoch. Das Gelächter gleicht oft mehr den Schmerzschreien des jäh Erkennenden als den Geräuschen, die man gemeinhin aus Bierzelten vernehmen kann- das Dargebotene ist zu wahr, um schön zu sein. Gnadenlos wird die Symptomatik herrschender Produktionsverhältnisse in ihren verschiedensten Erscheinungsformen vorgeführt: ob es nun die Sozialarbeiterin in der Rechten Szene ist, die erfreut konstatiert, dass „Laissez- Faire" zumindest im Umgang mit den Skins eine Nische gefunden hat oder ob sie den Männern rät, sich mittels phantasievoller Nutzung der Gentechnologie den entscheidenden Vorteil am Arbeitsmarkt durch einen dritten Arm zu sichern.  Dem Spott der Politt entgeht nichts, nicht einmal sie selbst. Ihre 
          irrwitzige Gratwanderung mit dem Charme eines intellektuellen Rasiermessers 
          bleibt dabei immer parteilich, verbissen wühlt sie sich durch den Wahnsinn 
          der heutigen Zeit ; saukomisch für alle, die sich wie sie über die politischen 
          Zustände unseres Landes aus Verzweiflung nur noch totlachen können. 
          Anarchistisch genug, um nicht im Dogma stecken zu bleiben, bleibt bei 
          ihr meist die weiterführende Frage als die abschließende Antwort Schlusspunkt 
          einzelner Sequenzen. Erschreckend deutlich für viele im Saal daher ihre 
          Darstellung einer Grünen, die stolz konstatiert, bei der fehlgeschlagenen 
          Auseinandersetzung mit dem Nazivater doch wenigstens auf dem Balkan 
          weitergekommen zu sein als er. Bitter.- Zum Schluss dann doch der Schrei 
          nach Solidarität und Liebe, der klarmacht, wo bei dieser Frau der Motor 
          sitzt.  |