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DIE GOLDENEN ZITRONEN: |
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LP/CD, buback tonträger / efa, VÖ: 7/9/01 In New York zum Beispiel, ziehen sich die Puertorikaner am Wochenende schick an, steigen in ihr Auto und fahren stundenlang eine Straße auf und ab. Sie sind "auf dem Weg zur grossen Party, die gerade nicht ist". "Auf dem Platz der leeren Versprechungen", heißt das Stück, es spricht zu mir, es gibt einen Dialog zwischen mir und der Musik: Jemand läßt was springen, gibt einen aus. Das Geldstück landet auf dem Tresen und dreht sich in rasendem Stillstand um sich selbst, es entwickelt einen Magnetismus und zieht alles an, was nicht irgendwo festgenagelt ist. "Geld ist der Teufel in runder Gestalt" hat mal jemand gesagt. Die Goldenen Zitronen bauen sich mit jeder Platte ihre derzeitige Welt zusammen. Diesmal macht Hans Platzgumer Pause und Mense Reents spielt mit. Alle spielen, komponieren, produzieren alles. Für die Aufnahme einiger Stücke sind die Goldenen Zitronen bei Freunden in Rumänien untergetaucht. Doch unabhängig von Ort, Besetzung, Instrumentierung und Produktionsmitteln, bleiben sie der machtvoll vibrierende Klangkörper, der mit jeder Platte immer wieder sein Eigenleben weiterzuführen scheint. Ich muß an den Sendermann denken, der damals während der Wintermonate 1973/74 in Berlin Wände und Telefonzellen mit akribischen Botschaften wie: "Geheimbündelei, ich kann keine Anzeige erstatten, Geheimbündelei" beschriftet hat. Dabei sind die Goldenen Zitronen keine Sendermänner, sie denken nur laut über ihre Vergangenheit, das Gegenwärtige und manches Drumherrum nach und begegnen dabei alten und neuen Weggefährten und Weggefährtinnen. Die Texte reißen alles an, sie sind wie Meldungen, manche Meldungen verstehe ich und andere versteht jemand anders, wie bei Schnittmengen und Teilmengen. .Mengenlehre und Mathematik führt musikalisch zu "Das Comeback des Tempomat". Ich sehe die Goldenen Zitronen vor mir, wie sie in schreiende Farbkombinationen schlüpfen und sich ein unbekanntes Objekt über die glatt gekämmten Haare stülpen. "Von den Schwierigkeiten die Regierung stürzen zu wollen", gibt es auf "Schafott zum Fahrstuhl" eine Suicide/Selbstmord Fassung mit einem dampfenden Schlagzeug. Der Sendermann hätte gesagt: "Die Regierungen sind hilflos und übergangen worden von den Geheimdiensten." Vielleicht wird "Der Mann, der mit der Luft schimpft", hier stammt Text und Gesang von Jens Rachhut, auch "Tag und Nacht mit Sendern gefoltert"? Ein zeitgemäßes Phänomen, es gibt genug Leute, die vertrauliche Zwiesprachen mit ihrer Lieblings-Soap-Oper führen. Weitere Gäste entmaterialisieren den getriebenen Zitronenklang durch atonale Sinuskurven. Melissa Logan und ihre Schwestern kommen mit ihrem Singen dem Wort "Flimmern" schon ziemlich nahe und Peaches, hier mit einem Stück über die Macht von Monstern, klingt zum Glück, wie jemand, vor dem man keine Angst haben muss. "Schafott zum Fahrstuhl" läßt sich als privates Bekenntnis oder verschlüsselte Meldung hören, bei der die "Goldenen Zitronen" das Gefäß sind, das die Nachrichten empfängt und weiterleitet. Man sollte bei der akustischen Aufnahme nicht in einer engen gläsernen Zelle über einem kleinen Tisch kauern und ein Gewirr von elektronischen Bauteilen und Kabeln betrachten. Claudia Basrawi buback, booking@buback.de buback tonträger, fn: , info@buback.de fn: 040-4313866-2/-7 www.buback.de |