NO RECHTS-ROCK

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White noise - Sound des Hasses
Infomappe des Antifaschistisches Pressearchiv und Bildungszentrum Berlin e.V., PDF-Datei, erfordert Arcobat Reader

Längst nicht mehr nur am Rand.
Michael Weiss (White Noise) in der taz zur musikalischen Neonazi-Subkultur

Sound des Hasses - Nazi-Musik in Europa

Jenseits von Böhse Onkelz und Screwdriver: Darkwave

Frauen und Nazis: Skingirls

Skingirls, Reenies, Mädelschar und nationale Weiberaktion

Die Naziband Landser: Vor Gericht

White Boy

1995: Bestandsaufnahme RechtsRock

Argumentationshilfe gegen Rechts
(Bundeszentrale für politische Bildung, PDF-Datei)

Neo-Nazis und rechtsextremistische Organisationen bemühen sich seit einiger Zeit, ihre Propaganda vor allem mit Hilfe von Musik an ein jüngeres Publikum heranzutragen und für ihre rassistischen und faschistischen Ziele anzusprechen. Diese Musik wird als „Rechts-Rock“ bezeichnet.

Hier wollen wir Sie in knapper Form über das Thema Rechts-Rock informieren und ihnen Informationen an die Hand geben, damit Sie rechtsextremistische Einflüsse in ihrem Umfeld besser erkennen können. Außerdem bieten wir Ihnen Adressen und Hinweise, wo Sie Sich selbst weiter informieren können, Hilfe und Tipps bekommen, um mit dem Problem Rechts-Rock umgehen zu können.

Rechts-Rock - Zwischen Rechtsextremismus und Jugendkultur

 Rassismus und Anti­semitismus sind neben der Glorifizierung und Heldenverehrung des Dritten Reichs wesentli­che Bestandteile der rechtsextremistischen Szene. Diese besteht nicht nur aus Parteien wie NDP, DVU oder den Republikanern. So haben sich in den letzten Jahren so genannte „Freie Kameradschaften“ gebildet, die meist auf lokaler Ebene agieren oder einander für bestimmte Kampagnen auch überregional unterstützen.

Vor allem im Umfeld der „Freien Kameradschaften“, die seit Anfang der 90er Jahre stark mit den neonazistischen Teilen der Skinhead-Szene verwoben sind, hat sich der Rechts-Rock entwickelt. Harte, gitarrenlastige Musik ist hier sehr dominant. Seitdem sind zu den Sounds von Hatecore oder Dark Wave auch andere Musikstile unter rechten Einfluss geraten. So finden sich auf vielen rechten Veranstaltungen und in entsprechenden Plattenländen heute auch die Rubriken Liedermacher, Folk oder Germanisches Liedgut, vertreten z.B. durch musikalische Propagandisten wie Annett Moeck, Swantje Swanhwit oder Frank Rennecke.

Eingebunden ist diese musikalische Entwicklung in einen subkulturellen Teppich aus Symbolen, Codes und Modemarken. Vom T-Shirt, über Hosen, Jacken, Aufnäher, Anstecker bis hin zu Kettenanhängern, Armreifen oder Ohrringen gibt es all dies in einschlägigen Shops zu kaufen. Sie dienen nicht nur modischen Zwecken, sondern sind einerseits Statement gegenüber der Öffentlichkeit und dienen dem gegenseitigen Erkennen. Auf den nächsten Seiten werden wir ihnen diese Marken, Codes und Symbole weiter veranschaulichen.

Rechts-Rock - mit und ohne Internet

Der Handel mit Platten, CDs, Mode etc. wird seit einigen Jahren stark über das Internet betrieben. Hier können sich Jugendliche und andere leicht mit den entsprechenden Materialien eindecken.

Neben Propagandamaterialien und „Fanartikeln“ gibt es hier z.B. auch rechtsextremistisches Internet-Radio. Auf einem Server aus den USA „sendet“ dieses Internet-Radio deutschsprachigen Rechts-Rock von in Deutschland verbotenen Bands und Inhalten. Mit der entsprechenden Software lassen sich diese Lieder einfach auf dem PC speichern. Hier gibt es online zu hören, was es ansonsten nur unter dem Ladentisch oder als gebrannte MP3-CD im kleinen Kreis zu hören gibt: Rassen Hass“, Landser, Spreegeschwader, Frontalkraft, Bark Dogs, Division Germania, Kraftschlag, Aryan Brotherhood, Macht & Ehre, Kommando Freisler, Blutrausch, Stahlgewitter, Sleipnir („Liedermacher“) Jörg Hahnel und viele andere Bands, die in der Neo-Nazis-Szene angesagt sind.

Es macht also keine große Mühe, sich die eigene Nazi-Musik zusammenzustellen, sie auf CD zu brennen und unter Freunden und MitschülerInnen zu verteilen und denn einen oder anderen Aufnäher oder Anstecker gleich mitzureichen. So entstehen private Netze im Freundeskreis, in denen der Rechts-Rock mühelos zirkulieren kann. Nachfragen unter SchülerInnen zeigen, das z.B. die in der Szene „berühmte“ Band Landser vielen ein Begriff ist und sie die Platten schon mal gehört haben – trotz oder wegen des Verbots der Platten dieser Band. Auch wenn nicht jedeR, der/die diese Platten hört ein Nazi sein muss: Eine offene und demokratische Einstellung unter den Jugendlichen wird auf diese Weise sicherlich nicht gefördert.

Rechts-Rock: Von der Straße in die Schule?

Zwei Beispiele aus jüngerer Zeit machen deutlich, wie hoch der Stellenwert des so genannten Rechts-Rock heute für Neo-Nazis ist: Als Reaktion auf die Versuche der Polizei, die Verbreitung von Rechts-Rock einzuschränken, organisierte im September 2004 der Hamburger Neo-Nazi Christian Worch gemeinsam mit dem so genannten „Aktionsbüro Nord“ eine Kundgebung in Hamburg-Winterhude unter dem Motto „Musikfreiheit ist Meinungsfreiheit“. Dort spielte die Rechts-Rock-Band "Oidoxie", deren Platten teilweise verboten sind und deren Texte mindestens als rassistisch zu bezeichnen sind.

Kurz zuvor war bekannt geworden, dass neo-nazistische Organisationen eine so genannte „Schulhof-CD“ mit einer Auflage von über 50.000 Exemplaren kostenlos vor Schulen verteilen wollten. Insgesamt 19 Titel unterschiedlicher Bands und Stilrichtungen versammelten sich auf dem Sampler mit dem Titel "Anpassung ist Feigheit - Lieder aus dem Untergrund". Zwar ist es der Polizei gelungen, einen Teil der Auflage zu beschlagnahmen und Gerichtsurteile stoppten die Aktion schließlich. Auf der Homepage der Initiatoren (http://www.schulhof.net/) finden sich als Reaktion auf die Beschlagnahmen nun andere Songs zum download. Die Unterstützungsliste der CD ist eine Art „Who is Who“ neonazistischer Vertriebe, hinter denen vielfach rechtsextremistische Organisationen stecken. Und dieses Projekt macht unter den Neo-Nazis Schule: So hat z.B. die NPD im sächsischen Landtagswahlkampf im Herbst 2004 eine eigene Schulhof-CD hergestellt und verteilt – ohne dass Polizei oder Staatsanwaltschaft rechtlich dagegen vorgehen konnten.

RECHTS-ROCK NETZWERKE - Blood&Honour und neue Strukturen

Verbote und Beschlagnahmen durch Behörden und die Polizei haben in den letzten Jahren dazu geführt, dass die Szene neue Netze für die Herstellung und Verbreitung von Rechts-Rock geknüpft hat. Nach dem Verbot des Rechts-Rock-Netzwerkes „Blood&Honour“ haben deren Akteure inzwischen neue Wege gefunden, über die Konzerte durchgeführt werden. Um Verboten aus dem Weg zu gehen, werden Konzerte immer häufiger als private Geburtstagsfeiern o.ä. getarnt. Die Konzertteilnehmer werden dann per SMS an einen Treffpunkt gelotst und erfahren erst dort, wo genau das Konzert stattfindet.

Auch in den Texten des Rechts-Rock lassen sich Reaktionen auf staatliche Aktionen feststellen: Während es jahrelang für die Bands keine sonderliche Rolle spielte, ob ihre Texte strafrechtliche Konsequenzen haben könnten, werden jetzt die Texte vor der Veröffentlichung von Anwälten geprüft. So kommt immer mehr Rechts-Rock auf den Markt, der mit staatlichen bzw. rechtlichen Mittel nur noch schwer kontrollierbar ist. An ihrer politischen Orientierung lassen aber auch diese Songs nur wenig Zweifel aufkommen.

 Was tun, wenn Sie auf rechtsextremistische Musik oder Symbole stoßen?

Wenn Sie bei ihren SchülerInnen auf Rechts-Rock stoßen, können sie auf unterschiedliche Weise reagieren. Suchen sie das Gespräch mit den Betreffenden, wenn sie sich dazu sicher genug fühlen. Natürlich können Sie auch überlegen oder anregen, das Thema z.B. im Musikunterricht zu behandeln. Informationen finden sie im Internet z.B. auf den Seiten www.lehrer-online.de/url/rechtsrock.

In Hamburg können sie sich auch mit der Polizei ( Telefon: 040-428676767 (Aussteigertelefon und Hinweistelefon "Rechts")) oder mit dem Verfassungsschutz ( Telefon: 040 – 244443) in Verbindung setzen und sich dort beraten lassen. Einen Überblick über rechtsextremistischen Aktivitäten verschafft der jährliche Verfassungsschutzbericht Hamburg, den sie im Internet kostenlos downloaden oder telefonisch bestellen können. (http://fhh.hamburg.de/stadt/Aktuell/behoerden/inneres/landesamt-fuer-verfassungsschutz/start.html)

Auf den Seiten von www.jugendschutz.net finden sie außerdem die Möglichkeit, Behörden über Internetseiten und Angebote, die ihnen rechtsextremistisch erscheinen, zu informieren. Hier erhalten sie auch weitergehende Informationen und Anregungen, mit dem Problem umzugehen. Bei der Bundeszentrale für politische Bildung (www.bpb.de) können sie außerdem die CD-ROM "Rechtsextremismus im Internet" anfordern (Bereitstellungspauschale von 4,00 EURO).

Internet-Links:

http://www.turnitdown.de, Forum für Musikkultur - gegen Rechts-Rock.

www.jugendschutz.net - Hotline und Beschwerdestelle für jugendgefährdende Inhalte im Internet.

www.jiz.de – Jugendinformationszentrum Hamburg.

www.rock-links.de/rechtsrock – Informationen, Texte und Links zum Thema Rechts-Rock.

Bücher zum Thema:

Andreas Speit (Hg.) - Ästhetische Mobilmachung
Dark-Wave, Neofolk und Industrial im Spannungsfeld rechter Ideologien

White Noise
Rechts-Rock, Skinhead-Musik, Blood & Honour - Einblicke in die internationale Neonazi-Musik-Szene

Rechts-Rock, Bestandsaufnahme und Gegenstrategien, (HG) Jan Rabe und Christian Dornbusch, 544 Seiten, Unrast 2002

Freie Kameradschaften, Andreas Speit,

Braune Kameradschaften, A. Röpke, A. Speit (Hg.), Ch.Links Verlag 2004

- Reaktionäre Rebellen, Rechtsextreme Musik in Deutschland, Archiv der Jugendkulturen (Hg.), Tilsner 2001

Searchlight u.a.: White Noise. RechtsRock, Skinhead-Musik, Blood&Honour. Einblicke in die internationale Neonazi-Musik-Szene, 3. überarbeitete Auflage, Münster/Hamburg 2001

Andreas Speit (Hg.): Ästhetische Mobilmachung. Dark Wave, Neofolk und Industrial im Spannungsfeld rechter Ideologien, Hamburg/Münster 2002

Johannes Lohmann: Wiedererwachen germanischer Werte? Eine Reportage über Black Metal im Schnittpunkt von Satanismus, Neuheidentum und Nationalsozialismus, in: Journal der Jugendkulturen. Nr. 7, S. 8-16, Berlin 2002, ISSN 1439-4324. In dieser Ausgabe Nr. 7 finden sich auch weitere Beiträge zu anderen Musik-Stilen wie Techno und Gabber.

Hannes Loh/Murat Güngör: Fear of a kanak planet. Hiphop zwischen Weltkultur und Nazi-Rap, Höfen (Österreich), 2002

asp agentur für soziale Perspektiven e.V. (Hg.): Versteckspiel. Lifestyle, Symbole und Codes von neonazistischen und extrem rechten G
ruppen, Bezug über ASP, Lausitzerstr. 10, 10999 Berlin